Die Plaza Frau. Das Bild zeigt einen düsteren Hotelflur.

True Crime Tuesday – Ausgabe 3: Die Plaza Frau

Die Plaza Frau – Das Rätsel von Zimmer 2805

True Crime Tuesday

Die Plaza Frau – Das Rätsel von Zimmer 2805

„Es ist, als würden wir einem Geist hinterherjagen.“

Der Fall in Kürze

Am 3. Juni 1995 wird im Luxushotel Oslo Plaza eine junge Frau tot aufgefunden – mit einer Schusswunde in der Stirn und einer Waffe in der Hand. Sie hatte sich unter dem Namen „Jennifer Fairgate“ eingecheckt, doch diese Identität existiert nicht. Trotz intensiver Ermittlungen blieb ihre wahre Identität bis heute ungeklärt. Der Fall wurde 1996 als Suizid abgeschlossen, doch zahlreiche Ungereimtheiten lassen Zweifel an dieser Theorie aufkommen.

Die letzten Tage

Am 31. Mai 1995 checkt eine etwa 24-jährige Frau unter dem Namen „Jennifer Fairgate“ im Oslo Plaza ein. Sie reserviert ein Doppelzimmer für sich und einen „Lois Fairgate“, doch dieser Mann wird nie gesehen. In den folgenden Tagen ist sie bis zu 20 Stunden am Stück unterwegs – die elektronischen Türschlösser dokumentieren ihre Abwesenheit. Am Freitag hängt das „Nicht stören“-Schild an ihrer Tür. Als ein Wachmann am Samstagabend wegen unbezahlter Rechnungen an die Tür klopft, hört er einen Schuss.

Die größten Mysterien

Die Ungereimtheiten sind zahlreich und verstörend: An der rechten Hand der Toten finden sich keine Schmauchspuren, obwohl die Waffe dort lag. Die Pistole, eine FN Browning HP, trägt keine Fingerabdrücke und ihre Seriennummer wurde professionell weggeätzt. Blutspritzer bedecken Bett, Wand und Zimmerdecke – nur nicht die Tote selbst. Alle Kleidungsetiketten wurden entfernt, und ein Großteil ihres Gepäcks ist verschwunden. Die angegebene Adresse in Belgien existiert nicht, die Telefonnummern sind nicht vergeben. Niemand in dem kleinen Ort Verlaine erkennt sie auf Phantombildern.

Parallelen zu anderen Fällen

Der Isdal-Fall (1970)

Wie die Plaza Frau wurde auch die „Isdal-Frau“ 1970 in Norwegen mit falscher Identität gefunden. Beide Frauen trugen keine Etiketten an der Kleidung, beide hatten deutsche Verbindungen und beide Fälle blieben ungelöst. Die Parallelen sind so frappierend, dass Ermittler eine Verbindung nicht ausschließen.

Tamam Shud-Fall (1948)

Der Somerton Man aus Australien zeigt ähnliche Muster: Ein unidentifizierter Toter ohne Ausweisdokumente, alle Kleidungsetiketten entfernt, mysteriöse Umstände und eine bis heute ungeklärte Identität. Beide Fälle werfen Fragen nach Spionage und Geheimdiensten auf.

Die deutsche Spur

Zahlreiche Indizien deuten auf eine deutsche Herkunft hin: Hotelangestellte hörten sie Deutsch sprechen, ihre Zahnfüllungen aus Gold und Porzellan waren in Deutschland Standard. Im Zimmer fanden sich eine Jacke von René Lezard, eine Reisetasche von Travelite und eine Aktentasche von Braun Büffel – alles deutsche Marken. Ihr goldener Ring wurde wahrscheinlich in Deutschland hergestellt. Eine Isotopenanalyse ihrer Zähne deutet auf die Region um Berlin hin, möglicherweise die ehemalige DDR.

Doc’s Corner: Meine Einschätzung

Als Historiker und True-Crime-Autor fasziniert mich dieser Fall durch seine Komplexität und die professionelle Verschleierung der Identität. Die systematische Entfernung aller Identifikationsmerkmale, die weggeätzte Seriennummer der Waffe und die falschen Personalien deuten auf eine Person hin, die entweder selbst Profi war oder professionelle Hilfe hatte. Die Zeitspanne 1995 und die mögliche DDR-Verbindung lassen an nachrichtendienstliche Aktivitäten in der Zeit nach dem Kalten Krieg denken. Die forensischen Ungereimtheiten sprechen klar gegen einen Suizid – hier war ein Dritter beteiligt.

Mystery-Faktor

Bekanntheit des Falls: ★★★☆☆
Das Mysteriöse des Falls: ★★★★★
Aufklärungswahrscheinlichkeit: ★★☆☆☆

Weiterführender Buchtipp

Die Sucht nach Verbrechen. Wie Internetdetektive in True-Crime-Fällen ermitteln

Hardinghaus, Christian: „Die Sucht nach Verbrechen. Wie Internetdetektive in True-Crime-Fällen ermitteln“

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Quellen und Literatur

  • Wikipedia: Die Tote von Zimmer 2805
  • Verdens Gang: Investigative Recherchen von Lars Christian Wegner

Ethischer Hinweis

Dieser Blog widmet sich der Analyse wahrer Kriminalfälle mit dem nötigen Respekt und der gebotenen Sorgfalt. Wir sind uns bewusst, dass hinter jedem Fall reale Schicksale stehen.

Datum: 22. Juni 2025 von Christian Hardinghaus

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