Fakten auf einen Blick
- Fanta wurde 1940 in Deutschland als Coca-Cola-Ersatz erfunden, weil US-Rohstoffe nicht mehr verfügbar waren
- Die ursprüngliche Fanta bestand aus Molke und Apfelresten – völlig anders als die heutige Orangenlimonade
- 1943 wurden 3 Millionen Kisten verkauft, oft als Kochzutat verwendet, da Zucker rationiert war
Die Fanta Erfindung. Deutschland im Jahr 1940 – ein Land im Krieg, isoliert von der Welt durch Handelsembargos.
Für Max Keith, den Geschäftsführer der Coca-Cola GmbH in Essen, bedeutete dies eine existenzielle Krise: Die Einfuhr des legendären Coca-Cola-Sirups aus Atlanta war plötzlich verboten. Was sollte aus den 50 deutschen Coca-Cola-Fabriken werden, die bis dahin jährlich 4,5 Millionen Kisten des amerikanischen Kultgetränks produzierten?
Keith stand vor einer scheinbar unlösbaren Aufgabe. Die Deutschen liebten ihre Coca-Cola, doch die Rohstoffe waren kriegsbedingt nicht mehr verfügbar. Anstatt aufzugeben, bewies der Geschäftsmann bemerkenswerten Einfallsreichtum. Er beauftragte seinen Chefchemiker Wolfgang Schetelig mit einer Mission, die heute fast surreal anmutet.
Das Ergebnis war revolutionär und gleichzeitig bizarr: Eine Limonade auf Basis von Molke – einem Nebenprodukt der Käseherstellung – und Apfelresten. Diese ungewöhnliche Kombination ergab tatsächlich ein trinkbares Erfrischungsgetränk mit einem leicht süßen Fruchtgeschmack. Die Kriegszeit machte erfinderisch, und so entstand aus der Not heraus ein Getränk, das später Millionen von Menschen auf der ganzen Welt begeistern sollte.
Interessant ist, dass viele Deutsche Fanta nicht nur als Getränk konsumierten. Da Zucker streng rationiert war, nutzten Hausfrauen die süße Limonade als Kochzutat, um Suppen und Eintöpfen Geschmack und Süße zu verleihen. Fanta wurde so zu einem unerwarteten Küchenhelfer in der Kriegszeit.
Der Mythos
Fanta wurde von den Nazis erfunden und war ein typisch deutsches Propagandagetränk des Dritten Reichs, das bewusst als Anti-amerikanische Alternative zu Coca-Cola entwickelt wurde.
Die Realität
Fanta entstand aus rein praktischen Gründen als Notlösung eines amerikanischen Unternehmens. Max Keith war kein Nazi-Parteimitglied, sondern ein Geschäftsmann, der seine Fabriken am Laufen halten wollte. Nach dem Krieg übernahm Coca-Cola sofort wieder die Kontrolle.
Zum Nachdenken
- Alternativszenarien: Was wäre passiert, wenn Keith die Fabriken einfach geschlossen hätte? Hätte Deutschland eine eigene Limonadenindustrie entwickelt, die nach dem Krieg mit Coca-Cola konkurriert hätte?
- Moderne Parallelen: Heute sehen wir ähnliche Situationen bei Handelskriegen und Sanktionen – russische Unternehmen entwickeln Coca-Cola-Alternativen, chinesische Firmen ersetzen westliche Technologie. Geschichte wiederholt sich in neuen Formen.
Quellen & weiterführende Literatur
- Eckes, J. (2007). *Die wahre Geschichte der Fanta.*
- Coca-Cola Company (various publications). *Offizielle Unternehmensgeschichte.*
- Bildnachweis: Produktfotografie einer Fanta-Flasche mit gefülltem Glas. Fotograf: Illustratedjc. Lizenz: CC BY-SA 4.0